
Brigitte
Oberlik-Burtscher
Ich begann früh zu zeichnen und zu malen. Es war meine Form der Kommunikation, ein Sprechen mit Farben und Stiften, ein Träumen auf Papier, das Formulieren von Emotionen. Ich hatte viele Vorbilder aus unterschiedlichen Epochen, die mich alle gleichermaßen faszinierten. Eine Notiz aus diesen frühen Jahren sagt mir heute noch, dass ich mich selbst nie entscheiden wollte zwischen Reduktion und Farbenpracht, Nähe oder Distanz, naturalistisch oder abstrakt – ich habe das alles für mich erkundet.
Widersprüche und Gegensätze reizen mich noch immer - Schönheit und Zerstörung, Leichtigkeit und Dichte, Licht und Schatten, Ernsthaftigkeit und Spiel - wen fordern diese Spannungen nicht? Verbunden mit der Materialwahl macht das meine Malerei vielfältig – ich verwende Aquarell, Acryl, Öl, Pigmente, ich mache Monotypien, manchmal mische ich Materialien und experimentiere damit und ich habe eine große Affinität zu allen Arten von Papier.
Ich folge keinem linearen Konzept. Manchmal gibt es einen Anlass oder eine Idee, was zu einer kleinen Serie führen kann. Lieber folge ich verschiedenen Spuren, die ich während des Malens wahrnehme - Farbtöne, Kontraste, Strukturen oder Linien, oder einem Gefühl, etwa, dass ich einen Klang oder einen Duft einfangen kann. Manchmal ist es aber einfach die Lust nach kräftigen Pinselhieben, die mich antreibt oder die Aussicht auf ein unerwartetes Abenteuer.
Ich male abstrakte Bilder, aber es gibt auch Bilder, in denen Farben, Formen und Silhouetten aus den Tiefen meiner Erinnerungen auftauchen und sich zu fiktiven Orten oder Natureindrücken verdichten, wobei Natur nicht nur abstrahierte Landschaft ist, sondern vielmehr ihr Charakter, die Stille, die Weite, das Licht, ein Horizont ...
Als gemeinsamen Nenner empfinde ich das Experimentelle, eine ganz individuelle Freiheit, die mir die Malerei ermöglicht, die Freude am Erfinden, an abstrakter Komposition und am Fantasieren. Es ist weit mehr die emotionale Wahrnehmung als die visuelle, die mich zum Malen bewegt. Diese Energie zu spüren, die sich beim Malen einstellt, sie sichtbar und fühlbar werden zu lassen - das fesselt und fordert mich jedesmal aufs Neue.